Digital zwischen Dolden

Zwischen den hohen Hopfenpflanzen sind die Sachverständigen der Münchener & Magdeburger unterwegs – mit dem Tablet in der Hand. Ihre Begutachtung erfolgt jetzt digital, das geht schnell und transparent. Auch im Hopfengarten.

Es ist Hochsommer in Bayern, die Sonne brennt vom Himmel, es hat über 30 Grad an diesem Vormittag Mitte August. Der Schatten zwischen den Hopfenpflanzen ist eine willkommene Erholung. Georg Kellerer bleibt bei einer Pflanze stehen und blickt mit zusammengekniffenen Augen an ihr hinauf. „Abschlag. Verlust circa 30 Prozent“, murmelt er und sein Kollege nickt zustimmend. Sie gehen weiter, halten immer wieder an und tauschen sich darüber aus, wie sehr die Pflanze geschädigt ist. Beide tragen grobe Wanderschuhe und wetterfeste Kleidung, man sieht ihnen an, dass sie es gewohnt sind, auf dem Feld zu stehen. Sie sind Schätzer der Münchener & Magdeburger Agrar und gerade zurzeit sehr viel auf den Feldern unterwegs. Es ist die Hochzeit der Endabschätzung im Hopfenanbau. Hier in der Hallertau wird heute begutachtet, welche Schäden der Hagel Ende Mai an der Ernte angerichtet hat. Die Begutachtung liegt ganz knapp vor der Ernte, um den endgültigen Schaden bestimmen zu können.

Schon anhand seines Duftes kann Georg Kellerer die Qualität des diesjährigen Hopfens beurteilen

Wie schätzt man einen Hagelschaden?

Wenn der Wetterbericht Hagel ansagt, sind die Schätzer im Hallertauer Hopfengebiet in Alarmbereitschaft. Sie denken an die vielen Pflanzer, die bei der Münchener & Magdeburger versichert sind, aber auch an den eigenen Hopfen. Alle Schätzer sind nämlich selbst Landwirte, Winzer oder Hopfenbauern. So sind sie erfahren genug, um die Schäden genau zu beurteilen. Besonders wichtig ist das beim Hopfen, weil die Einschätzung hier schwierig ist. „An einem gesunden Trieb dieser Sorte Hopfen, dem Herkules, wachsen etwa 9000 Dolden bis zu sieben Metern hoch. Da können wir nicht zählen, wie viele Dolden die Pflanze am Ende wirklich hat“, erklärt Georg Kellerer. Deshalb wird anhand der Pflanzenhöhe geschätzt, wie viel Schaden der Hagel verursacht hat. Unmittelbar nach dem Unwetter haben die Schätzer die Situation im Hopfengarten begutachtet. Jetzt prüfen sie, wie groß der endgültige Schaden ist.

Schäden schnell und transparent berechnen

Thomas Härpfer (links) und Georg Kellerer nehmen die Schäden im Hopfengarten auf

Heute begleitet Thomas Härpfer die Schätzer, auch er trägt die graue Weste der Münchener & Magdeburger. Er ist Ackerbauer in Franken, schätzt deshalb keine Hopfenschäden, sondern begutachtet Getreide oder auch Zuckerrüben. An diesem Vormittag ist er dabei, um die Hopfenschätzer im Umgang mit der digitalen Schadenregulierung zu schulen, die seit diesem Jahr im Einsatz ist. Er erklärt, welche Daten im Tablet eingegeben werden müssen, damit die Schadenquote berechnet werden kann. „Wir sind die einzigen im Markt, die per GPS die Anbauflächen genau darstellen können“, sagt Thomas Härpfer und zeigt auf dem Tablet den Hopfengarten in der Nähe von Meilenhausen, wo wir uns gerade befinden. Wir stehen mittendrin und genau dort setzt er jetzt einen Markierungspunkt. Schon teilt sich die Fläche auf dem Bildschirm. „Im unteren Teil des Gartens sehen wir einen Schaden von 28 Prozent, im oberen nur 11 Prozent. Das heißt, der Pflanzer wird für den oberen Teil keine Entschädigung erhalten, aber für die andere Fläche schon“, erklärt der Schätzer. In der Anwendung kartiert er die Fläche genau und trägt die Schadenquoten ein. Gerade Hagel tritt sehr regional auf, da kann es passieren, dass ein Hopfengarten zur Hälfte zerstört ist, während der andere Teil kaum Schäden aufweist. Dann ist es nur mit einer so genauen Methode möglich, die Schäden realistisch abzubilden.

In der Anwendung der Münchener & Magdeburger Agrar sind unterschiedlich stark geschädigte Flächen genau zu trennen

Das geht schnell und vor allem haben sowohl die Versicherung als auch der Landwirt eine nachvollziehbare, transparente und saubere Dokumentation in der Hand. Ein weiterer Vorteil der online-Regulierung: Die Zahlen sind sofort in der Münchner Zentrale und können schnell weiterverarbeitet werden. „Früher hätten wir die ausgefüllten Zettel nach München geschickt, die Sachbearbeiter hätten vielleicht nachgefragt und wir hätten unsere Kopien prüfen müssen… das frisst Zeit und Energie“, fasst Thomas Härpfer den ganzen Prozess zusammen. Die Anwendung erleichtert jetzt die Logistik im Unternehmen und beschleunigt damit die Auszahlung.

Auf dem Acker geht es noch fixer

Bei der Begutachtung von Mais berechnet die Anwendung die Schadensumme schon während der Sachverständige den Schaden aufnimmt

Bei anderen Kulturen geschieht sogar noch mehr in den App. Für Mais, Getreide, Zuckerrüben, Raps und Wein berechnet die Anwendung die Schadenquote direkt. Der Schätzer begutachtet die Pflanzen so wie immer. Beim Mais untersucht er beispielsweise zuerst den Bestand einer gesäten Reihe auf total geschädigte Pflanzen. Anschließend prüft er bei einzelnen Pflanzen das Schadsymptom Blattverlust: Wie viele der 12 üblichen Blätter fehlen ganz oder sind teilweisebeschädigt? Er untersucht, ob die Blätter zerschlitzt sind und wie die Körner des Kolbens aussehen. Früher hätte er all diese Daten in ein Formular eingetragen und mühsam mit Formeln ermittelt, was das wirklich an Schaden bedeutet. Thomas Härpfer zeigt, wie leicht es heute geht: Er tippt die Erkenntnisse in die Maske ein, wird Schritt für Schritt durch die App geleitet und kann so auch nichts vergessen. Am Ende erscheint die Schadenquote und damit weiß der Maisbauer auch gleich, was er von der Versicherung bekommen wird. „Das ist kein Vergleich zu früher. So schnell und vor allem auch so verlässlich kann das nur die Technik“, zeigt Thomas Härpfer begeistert.

Zurück in die Hallertau an die Hopfentriebe des Herkules. Wie fällt das Urteil aus? „Unser Eindruck hat sich bestätigt. Teile des Hopfengartens sind schwer beschädigt, teilweise bis zu 50 Prozent. Aber andere Bereiche sind gut gewachsen, hier kann der Pflanzer in ein paar Tagen eine schöne Ernte einfahren“, erklärt Georg Kellerer. Er pflückt eine Dolde und zerbröselt sie mit den Fingern, am Geruch kann er die Qualität erkennen. Zufrieden lobt er das Aroma. Den eigenen Hopfen wird er nächste Woche pflücken, solange ihm kein Hagel in die Quere kommt.